
Photo: Treppenaufgang an der Wartburg, Thüringen
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Du kamst herab, ein Knecht zu werden
1.) Du kamst herab, ein Knecht zu werden,
Du warfest von dir Glanz und Pracht,
Du suchtest nichts auf dieser Erden,
Was einem Menschen Freude macht.
Du kamst, Verlorenen zu dienen,
Du trugst dich selber zum Altar.
Um der Gefallnen Schuld zu sühnen,
Gabst du dich selbst zum Opfer dar.
2.) So bist auch mir du nachgezogen,
Der in die Wüste sich verirrt
Von Sinnenlust und Stolz betrogen,
Du einziger, du treuer Hirt!
Und dass ich möchte nach dir sehen,
Hast du dich mir gezeigt als Lamm -
Und also ist es, Herr, geschehen,
Dass ich dich fand am Kreuzesstamm!
3.) Da sah ich dich, den Mann der Schmerzen,
Den meine Schuld zu Tode schlug,
Die Liebe, die auf ihrem Herzen
Der ganzen Menschheit Jammer trug.
Da sah ich, wie man dich zum Hohne
Vor aller Augen hingestellt.
Da sah ich in der Dornenkrone
Den Gottessohn, das Heil der Welt!
4.) Da ist es über mich gekommen
Wie Licht der Höhe, klar und hell.
Da ist mein Herz für dich entglommen,
Gekreuzigter Immanuel.
Da war der Wirrsal Bann gebrochen,
Da hab ich dir mich zugesprochen
Von Dank erfüllt für alle Zeit.
5.) Nun stehst du da im Himmelsglanze,
Prangst in der Herrlichkeit des Herrn:
Doch seh ich dich im Dornenkranze,
So wie du mich erlöst, so gern.
Und wenn ich einst dich werd' erblicken
Auf deinem Thron, im lichten Schein,
Soll doch mein ewiges Entzücken
Das Zeichen deiner Wunden sein.
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Autor: August Hermann Franke
Melodie: ohne Angaben
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Deutsche Psalmen
Geistliche Lieder und Gedichte
von A[ugust] H[ermann] Franke
Zweite Auflage
Verlag: Friedrich Andreas Perthes
Gotha, 1899
Thema: Ostern
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
August Hermann Franke (* 30. August 1853 in Sundern (heute Gütersloh); † 31. Mai 1891 in Montreux) war ein deutscher evangelischer Theologe und Kirchenlieddichter.
August Hermann Franke wurde als Sohn eines Lehrers geboren. Sein Vater wurde als Vorsteher eines Waisen- und Armenhauses nach Barmen berufen, wo Franke das Gymnasium besuchte. Nachdem er sein Abitur bestanden hatte, bezog er 1872 die Universität Leipzig zum Theologiestudium. Zwei Jahre darauf wechselte er an die Universität Bonn, wobei er nebenbei zur Finanzierung des Studiums an einer höheren Mädchenschule lehrte. Wegen Überanstrengungen litt Franke ab 1876 an starken Lungenblutungen, trotzdem konnte er Ende dieses Jahres sein erstes theologisches Examen bestehen. Nachdem er den Winter über in Montreux gewesen war, ernannte ihn 1878 die Universität Bonn zum Lizentiaten der Theologie. Seit November hielt er sich am königlichen Kandidatenstift zu Berlin auf, wo er im Folgejahr Assistent wurde. Dabei unterrichtete er über das Alte und das Neue Testament. Wegen einer Lungenentzündung aber musste er diese Stelle bald schon abgeben.
Nachdem es Franke wieder besser ging, wirkte er als Inspektor am Tholuck-Konvikt in Halle an der Saale. 1881 schließlich wurde er für das Neue Testament habilitiert. Drei Jahre später wurde er als besoldeter außerordentlicher Professor an der theologischen Fakultät der Universität Halle eingestellt, bereits im Folgejahr wechselte er als ordentlicher Professor an die Universität Kiel. 1889 trat er schon in den Ruhestand und starb während eines Erholungsaufenthaltes in Montreux am 31. Mai 1891 infolge seines Lungenleidens.
Wegen seiner Erkrankung schrieb Franke abgesehen von seiner Habilitationsschrift nur ein einziges wissenschaftliches Werk. Daneben schrieb er Aufsätze zur Kommentierung der Paulusbriefe. Auch verfasste er geistliche Lieder, die von der Erweckungsbewegung seiner Zeit beeinflusst waren. Drei seiner Lieder wurden in Gesangbücher aufgenommen.
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++