
Wir schreiben den 8. Juni 2025, es ist 23:30 Uhr. Drei junge, ambitionierte Eisenbahnfreunde sitzen seit über zwei Stunden an der Planung einer ausgedehnten Foto-Tour durch die Pfalz. Auf dem Programm stehen Strecken wie die RB66 und RB67 zwischen Kusel, Landstuhl, Kaiserslautern und Lauterecken sowie der RE6, der Karlsruhe mit Bingen verbindet. Fotopunkte wurden recherchiert, Sonnenstände berechnet, Uhrzeiten notiert, Lichtverhältnisse geprüft. Schlaf spielte zu diesem Zeitpunkt bereits keine große Rolle mehr.
Nach knapp zweieinhalb Stunden Ruhe klingelt der Wecker. Es ist vier Uhr früh, und unser in die Jahre gekommenes, aber tapfer schnurrendes Gefährt an Opel Corsa rollt in den noch dunklen Morgen. Die Fahrt führt uns hinein in die Hügel der Pfalz, vorbei an stillen Ortschaften, Feldern und den ersten Nebelschwaden über den Weinreben.
Gegen sechs Uhr vierzig erreichen wir einen langgezogenen Abschnitt kurz vor Edesheim, ein Streifen Land zwischen Feldwegen und den gepflegten Reihen der Weinberge. Die Sonne ist gerade aufgegangen, ihr warmes Licht flutet die Landschaft, als eine Doppeltraktion 628er als RE6 in Richtung Karlsruhe fuhr. Die Szene ist perfekt, die Kameras klicken. Es ist ein Bild, wie man es sich erträumt.
Kaum verstaut, geht es weiter Richtung Kaiserslautern. Doch je weiter wir fahren, desto stärker ändert sich die Wetterlage. Hatte der Morgen noch mit einem wolkenlosen Himmel begonnen, zieht sich nun eine schwere, graue Decke über das Land. Aus dem Westen schiebt sich ein trüber Vorhang über die Sonne, die zuvor noch goldene Versprechen gemacht hatte. Wir scherzen noch über einen drohenden „Wolkenschaden“, der all unsere weiteren Motive des Tages ins diffuse Nichts verwandeln könnte.
Doch kaum ausgesprochen, nimmt das Schicksal eine unerwartete Wendung. Auf der rechten Spur der Autobahn, mitten in einer Baustelle, bei etwa 120 km/h, beginnt die Motorkontrollleuchte zu blinken. Unser Opel hustet, ruckelt, protestiert. Wir nehmen Tempo raus und schaffen es noch bis kurz hinter Kaiserslautern, in ein kleines, abgelegenes Örtchen namens Glan- Münchweiler oder so ähnlich, der Name verschwimmt inzwischen mit der Erinnerung an das Ende unseres Ausflugs. Denn dort, an einer Ausfahrt ohne viel Hoffnung auf Hilfe, gibt unser Gefährt endgültig den Geist auf.
Die Ferndiagnose ist so klar wie bitter: wirtschaftlicher Totalschaden.
Und plötzlich erscheint selbst ein durchwachsener Himmel als das kleinere Übel. Die mühevolle Planung, die Vorfreude, der frühe Start – all das findet sein jähes Ende in einer Mischung aus Enttäuschung und sarkastischem Lächeln. Die Tagesausbeute? Ein einziges Bild. Aber was für eins. Ein Bild, das für einen Moment alles vereint hat, was uns an diesem Hobby begeistert. Doch wenn man auf die Umstände zurückblickt, stellt sich zwangsläufig die Frage:
War es das wert? Vielleicht schon.