
Frauenzimmerbau (Königssaal)
Name: benannt nach den Wohnungen der Hofdamen (heutiger Name: Königssaal)
Vom Frauenzimmerbau ist nur noch das Erdgeschoss erhalten. Errichtet wurde er unter Ludwig V. um 1510. Vermutlich lebten die Hofdamen hier, welche ihre Zimmer in den Obergeschossen des Frauenzimmerbaus hatten. Das zweite Obergeschoss war aus Fachwerk. Die Fassade wurde durch mehrere Erker geschmückt. Im 17. Jahrhundert wurde auf der Hofseite eine Schmuckfassade mit Säulen und Figuren aufgemalt, um den Bau optisch aufzuwerten.
Im Erdgeschoss befand sich eine große Hofstube (später: Königssaal), die für die täglichen Mahlzeiten und Festlichkeiten aller Art genutzt wurde. Die Hofstube war 34,65 Meter lang, 16,70 Meter breit und 7,40 Meter hoch. Die hölzerne Decke ruhte auf vier steinernen Stützen, die einen durchlaufenden Balken als Auflager für die Deckenbalken trugen.
Das Besondere der kurfürstliche Hofstube war ihre Bereicherung mit je einem kastenartigen Erkern auf allen vier Seiten, die heute nur noch teilweise erhalten sind. Die kurfürstliche Tafel befand sich direkt vor jenem Erker, der sich in nördliche Richtung ursprünglich mit drei Seiten zum Tal des Neckars hin öffnete. Noch heute zeigen die Reste des Erkergewölbes eine besondere Gestaltung, da die Rippen mit Astwerk, Blüten und Vogelmotiven verziert waren. In dieser Ausschmückung wird der Erker von Peter Harer in einem Gedicht anlässlich der Fürstenhochzeit von Pfalzgraf Friedrich und Dorothea von Dänemark 1535 beschrieben und der Speiseraum mit dem Gralstempel verglichen:
„Eß waren wol drey furstentisch: / Am ersten, der verordent ist / Gewest in dem erckher oben, / Welcher vonn kunst billich zu loben / Ich glaub, der tempell auff montsaluat , / Den Titurell erbawet hat, / Mocht dißem werckh geleichen nicht: / Gethierts, laubwerckh, und ein bild, ma sicht, / Gantz artlich und reyn ergraben, / Viel possament werklich erhaben, / Das Gewelb zierlich gehymmelt, / Von farben schon außgeplummelt. / Eß ist an dem kein vleis gespart.“
Die Hofstube verlor nach der Fertigstellung der Festsäle im Gläsernen Saalbau und im Ottheinrichsbau und Änderungen mit Tafelzeremoniell ihre Rolle als Repräsentationsraum. Sie wurde zu einem Raum, in dem bei ungünstiger Witterung Ritterspiele stattfanden, Versammlungen abgehalten wurden oder bei festlichen Gelegenheiten die Dienerschaft tafelte.
1689 brannte der Bau völlig nieder und die ehemalige Hofstube diente später als Arbeitsraum für die Küfer, die am Großen Fass arbeiteten und damit dem Gebäude den Namen „Bandhaus“ gaben. Da die Küfer klagten, dass ihnen das Regenwasser auf die Fässer liefe, ließ Karl Theodor die Ruine mit dem jetzigen Notdach versehen. Heute ist das Gebäude hauptsächlich unter dem Namen „Königssaal“ bekannt, auch wenn dieser Königssaal lediglich das Erdgeschoss des ehemaligen Frauenzimmerbaus einnimmt. In den 1930er Jahren wurde das Parterre wieder hergerichtet und dient seitdem der Stadt Heidelberg als Festsaal für Veranstaltungen aller Art.
Postkarte Echte Fotografie
Kunstverlag Edm. von König, Heidelberg