
04 · Möwe Jonathan · Richard Bach · Novelle
Ein Monat verging, oder vielmehr ein Zeitraum, der sich wie ein Monat ausnahm.
Jonathan lernte außerordentlich schnell. Er hatte schon sehr rasch Fortschritte gemacht, als er noch aus der praktischen Erfahrung lernte, nun aber, als Einzelschüler des Ältesten selbst verarbeitete er die neuen Ideen wie ein stromlinienförmiger, gefiederter Computer.
Doch dann kam ein Tag, an dem Chiang endgültig verschwand. Zuvor hatte er noch einmal lautlos die ganze Gemeinschaft ermahnt, niemals das Lernen aufzugeben, unentwegt weiter zu üben und danach zu streben, das vollkommene, unsichtbare Prinzip alles Lebens zu erfahren.
Dabei wurde sein Gefieder lichter und lichter, und zuletzt erstrahlte es in solchem Glanz, dass die Möwen geblendet die Augen abwenden mussten.
»Jonathan, erlerne die Liebe.« Das waren seine letzten Worte.
Als die Blendung der Augen nachließ, weilte Chiang nicht mehr unter ihnen. Und die Zeit verrann.
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